
Boutique Publishing, Part II
Ich hatte letztes Jahr den Trend “Boutique Publishing“ umrissen und in diesem Zug auch über Revue und Substack als neue Plattformen für Indie-Journalismus geschrieben.
Und nun ist es glaube ich offiziell: Substack ist das heißeste Medienunternehmen des Jahres. (Was sicher auch an der mageren Konkurrenz liegt.)
Substack, ein Newsletter-cum-Paywall-Tool, ist zwar schon über zwei Jahre alt, erlebt aber gerade seinen _Medium-_Moment. Sprich: Es wird zu der coolen neuen Publishing-Plattfom, auf der man auch unbedingt sein muss.
(Und ist damit Teil der allgemeinen Trends weg von großen sozialen Medien, hin zu kleineren digitalen Räumen.)
Substack ist mitunter deswegen so beliebt, weil es im Gegenzug zu Medium Autor:innen ein echtes Einkommen verschaffen kann. Einige verdienen im Jahr locker sechsstellige Beträge mit Abos auf der Plattform. (Die Abopreise liegen dabei nicht selten über denen digitaler Zeitungsabos.) Digiday spricht sogar von einer “new class of newsletter entrepreneurs”.
Um weiter zu wachsen, hat Substack letztes Jahr eine Investmentrunde von 15,3 Mio USD eingesammelt. Keine kleine Summe, aber immer noch Peanuts verglichen mit Buzzfeed ($496.3M), Vice ($1.7B) oder Medium ($132M). Und auch wie bei seinen Vorgängern ist bei Substack ein VC-Investment nicht frei von eigenen Zielen. In diesem Fall explizit das Schaffen eines alternativen Journalismus-Ökosystems abseits der großen amerikanischen Medienunternehmen.
In Silicon Valley, where the East Coast institutions of journalism are often seen as another set of hostile gatekeepers to be disrupted, leading figures are cheering a possible challenger. Mr. Best, the Substack chief, told me that the venture capitalist Marc Andreessen, whose firm has invested in the company, said he hoped it would “do to big media companies what venture capital did to big tech companies” — that is, peel off their biggest stars with the promise of money and freedom and create new kinds of news companies.
Entsprechend sind Substacks Pläne keineswegs klein. Zur Kernfunktion sollen zusätzliche Angebote, wie Co-Working, Finanzberatung und Rechtsunterstützung kommen, die es Journalist:innen in Amerika einfacher machen, indie zu werden.
Die eigentlich spannende Frage ist, welche Rolle Substack und Co. in einem zukünftigen Medienökosystem spielen werden und was dies für die einzelnen Journalist:innen bedeuten wird.
I‘m less interested in what new media will look like, than what a shift to this model might represent about the nature of work and labor, post pandemic. (…) Ultimately, it‘s a system that does very little if anything to challenge the existing structures and power relations that have shaped the industry, and if anything, it further capitulates to the tech platforms who still expect you to be grateful in the first place.
Es ist auch etwas ironisch, dass nach all den Jahren Hype um VR, AR oder Voice-Interfaces sich jetzt ausgerechnet Newsletter zum wichtigsten neuen/alten Medium für Verlage entwickelt haben.
Anyway… Behaltet Substack im Auge!
+ Parallel dazu: Onlyfans ist sozusagen das Substack für Pornographie und entwickelt auf der Plattform eine ganz eigene Indie-Szene—mit deutlich weniger Klamotten.
+ Oh, und es gibt natürlich auch die ersten Influencer, die Paywalls aufbauen.