WRITING / Newsroomkultur vs. Innovationskultur

PUBLISHED: 12.03.2021

479 words — 2 mins

This article is part of the THE MESSY MIDDLE series.

Newsroomkultur vs. Innovationskultur

Unterschiede und wo sie zu finden sind

Die große Krux der Innovationsarbeit ist selten das Entwickeln einer guten Idee, sondern deren Verkauf nach innen an das Unternehmen.

Aus unserer Erfahrung scheitern diese Projekte oft an den unterschiedlichen Kulturen von Redaktion und Innovationsteams. Das dürfte niemanden überraschen, der schon einmal versucht hat eine Brücke über diese Lücke zu schlagen, aber dennoch bleibt diese Lücke oft unerforscht.

Ein Papier, das (meiner Meinung nach) diese Kluft gut ausleuchtet ist „Failure to Launch: Competing Institutional Logics, Intrapreneurship, and the Case of Chatbots“ von Valerie Belair-Gagnon, Seth C. Lewis and Colin Agur. Die Autoren untersuchen dabei warum Chatbots als journalistisches Medium in Redaktionen scheiterten (unabhängig von ihren technischen Problemen).

Die Schlussfolgerung ist dabei relativ simpel. Da Redaktion und Innovationsteams unterschiedliche Ziele und Ideen verfolgen (schnelle Experimente vs. Stabilität / Qualität), kommen sie auch zu unterschiedlichen Interpretationen was die Nützlichkeit einer Technologie angeht. Chatbots passten schlicht nicht in den bestehenden Redaktionsablauf.

Therefore, newsbots did not match traditional news styles or means of distribution, nor were they adequately timed to match those moments of the day when newsbot users might be more likely to engage in a back-and-forth dialog with the technology.

Der Architekt Bryan Boyer hat vor einiger Zeit einmal versucht eine ähnliche Lücke in der Stadtplanung zwischen Urbanisten und “Technologists” zu skizzieren.

Für eine Zeitung wie die Süddeutsche Zeitung könnte eine ähnlich überspitzte Skizze so aussehen:

Wichtig ist jedoch zu verstehen, dass hier “Innovationskultur” nicht besser als “Redaktionskultur” ist. Im Gegenteil sind beide Perspektiven auch wieder nur das Ergebnis der Arbeit, die in ihnen geschieht. Beispielsweise entwickeln Innovationsteams oft ganz bewusst eine eigene und oft verschleiernde Begriffe, um sich vom Rest der Organisation abzuheben1:

Every innovation department is trying to build a narrative about themselves as an extension or in opposition to the rest of its business. Language is an easy way to create that world when the office space doesn’t. It’s also a way of embracing military ideologies or artistic ones, both potent sources of imagery and visual inspiration for innovation work.

Diese Lücke und die Missverständnisse zwischen den unterschiedlichen Kulturen innerhalb einer Organisation sind also oft selbstgemacht. Für Innovationsteams bedeutet es sich dieser nicht nur bewusst zu sein, sondern auch Strategien zu entwickeln, wie Ideen diesen Graben am besten überspringen können. Beispielsweise:

  • Erfahrene Kolleg:innen aus der Organisation zum fester Bestandteil von Teams machen.

  • Die gewohnte Sprache der Organisation verwenden (indem bspw. wenig Englische Begriffe verwendet werden und gewohnte Medien und Formate wie E-Mails oder Powerpoint genutzt werden).

  • Früh Feedback aus anderen Teams eingeholt wird, damit Ideen nicht im Vakuum entwickelt werden.

  1. “Creating a Culture of Innovation” by Alexandra Deschamps-Sonsino, p. 73